Gesellschaft CJZ Frankfurt e.V.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Frankfurt e.V.
c/o Ev. Dekanat
Kurt-Schuhmacher-Str. 23
60311 Frankfurt
Fon 0179 / 59 21 157
E-Mail info@gcjz-frankfurt.de
Homepage www.gcjz-frankfurt.de
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Zum 50-jährigen Jubiläum der Frankfurter Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, im Februar 1999, hatten wir (der Vorstand) wegweisend das Motto gewählt: Mich erinnern, dich erkennen , uns erleben.
Heute, 18 Jahre später im Jahr 2017, freuen wir uns, dass die die zentrale Eröffnungsfeier der Woche der Brüderlichkeit, in Frankfurt am Main in der Paulskirche stattfindet. Ein guter Anlass mit Gästen, Freunden und Mitgliedern aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland, aus Europa und den USA uns zu erinnern – zu erkennen – zu erleben und zu lernen…
Beginnen wir und denken an die Anfänge der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt am Main. Gegründet im Februar 1949, gehört sie zu den ältesten Gesellschaften in Deutschland. Die Initiative ging von der amerikanischen Militärregierung in Deutschland und Frankfurter Bürgern und Bürgerinnen, Christen wie Juden, aus.
Der US- amerikanische Hochkommisar John McCloy hatte das neu zu begründende Verhältnis der deutschen Bevölkerung zu den Juden als „Gesinnungsprüfstein“ bezeichnet. „An der Überwindung von Vorurteilen, am Umgang mit Minderheiten, am Verhalten gegenüber Juden sollte sich die neue deutsche Demokratie bewähren“.
Der Rechtsanwalt Max Ludwig Cahn wurde1938 als Anwalt „ gelöscht“ und ins KZ Buchenwald deportiert. Englische Intervention schaffte die Befreiung. Seine 3 Kinder konnten auswandern, doch für seine Mutter gab es keine Rettung, sie wurde im KZ Theresienstadt ermordet. Max L. Cahn überlebte untergetaucht.
Nach seiner Befreiung entschied sich Max L. Cahn als deutscher Jude in Deutschland zu bleiben! Er beteiligt sich am Aufbau eines neuen Staats, an der Entwicklung einer neuen Frankfurter Kommunalverwaltung und am Wiederbeleben der jüdischen Gemeinde. Eine Entscheidung voller Schwierigkeiten und Anfeindungen, nicht zuletzt von Juden in aller Welt, für die jüdisches Leben nach der Shoah in Deutschland unvorstellbar war.
Von Vertretern der >National Conference of Christians and Jews< ( NCCJ ) geht der Impuls zur Gründung einer ähnlichen Gesellschaft in Frankfurt aus. Max L. Cahn stellt sich sofort zur Verfügung, getragen von persönlichem Vertrauen, das Humanität zwischen Juden und Nichtjuden auch in Deutschland möglich ist. –
Er hatte während der Schreckensherrschaft in Frankfurt untergetaucht überlebt, hatte Erfahrungen mit nichtjüdischen Frankfurtern, wusste auf wen Verlass war und auf wen nicht.
Ein anderes Beispiel: meine Eltern. Im Magdeburger Versteck, von Amerikanern befreit, folgten sie 1948 dem Trupp der damals in Frankfurt stationiert war. Doch bei ihren amerikanischen Freunden konnten sie nicht leben, sie mussten in ein Wohnhaus ziehen, Tür an Tür mit unbekannten Nachbarn, mit Frankfurter BürgerInnen deren Tun in der NS- Zeit, sie nicht kannten.
Sicherheit schafft Vertrauen: Um Mitglied in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu werden, reichte die Vorlage der beglaubigten „üblichen“ Entnazifizierung nicht. Da wurde noch einmal genau geprüft und begutachtet, ob die Person würdig war, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. So konnten die Mitgliedern der Gesellschaft, der erste Arbeits- und Freundeskreis meiner Eltern werden.
Der Jurist und Ökonom Professor Franz Böhm, von 1948 bis 1949 Rektor der Universität Frankfurt, engagierte sich mit für offenen Briefen, Vorträgen , Reden und Essays für überlebende jüdische Opfer des nationalsozialistischen Terrors.
952 wurde Prof. Dr. Böhm zum Leiter der deutschen Verhandlungsdelegation bei den Gesprächen zwischen Israel, der Claims Conference und der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Seinem Eintreten für die Interessen der Überlebenden der Shoah ist es zu verdanken, dass Konrad Adenauer schließlich die Forderungen Israels und der Claims Conference als Grundlage des Wiedergutmachungsabkommen akzeptierte.
1949 war Professor Franz Böhm der erste Vorsitzende der Frankfurter Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen will Böhm die städtische Bevölkerung aufklären, will das Schweigen über die Shoa brechen. Die Frankfurter Gesellschaft veranstaltete Vorträge, Filmabende und Ausstellungen, war im Radio und in der Presse präsent. Die Öffentlichkeitsarbeit unterstützte das 3. Vorstandmitglied Dr. Hugo Stenzel, Verleger der Frankfurter Neuen Presse professionell.
Dr. Böhm war auch an der Gründung des Deutschen KoordinierungsRat der Gesellschaften maßgeblich beteiligt. Besondere Verpflichtung sieht er in seiner Beratungstätigkeit im Erziehungsausschuss des DKR. Sein Schwerpunkt ist der Blick auf antisemitische Passagen in Schulbüchern. Eine Aufmerksamkeits-Arbeit bis heute .
Am 6.Mai 1949, dem ersten Tag seiner Ankunft in Frankfurt, besuchte Prof. Dr. Max Horkheimer die 3. Ausschusssitzung für religiöse Angelegenheiten. Prof. Böhm gibt dem Gast das Wort. Horkheimer berichtet: In Amerika seien die Gelehrten zu der Überzeugung gekommen, dass der Antisemitismus eine Art Erkrankung und durchaus unchristlich sei.
Auf die Frage nach Wegen der Verständigung, informiert er vom Forschungsinstitut Jewish Committee, dass mit gemeinsamem Lernen, durch Austausch und Dialog Angst und Fremdheits-Barrieren überwunden werd konnten.
Als Theodor W. Adorno von den USA in seine Geburtsstadt Frankfurt zurück kommt, wird er Mitglied der Frankfurter Gesellschaft und beteiligt sich am Erzieherausschuss im DKR. Hier spricht er sich 1951 dafür aus, dass Menschen, bei denen man auf konkreten Antisemitismus stößt, dazu bringen muss, „über sich selbst zu reflektieren“. – „Erziehung nach Auschwitz“ ist ein Vortrag von ihm, den er 1966 im Hess. Rundfunk hielt und ihn später in seinem Aufsatz-Band „Erziehung zur Mündigkeit veröffentlichte. – Wie aktuell das Thema geblieben ist zeigt die Dissertation von Rosa Fawa ( 2015 ): Die Neuausrichtung der Erziehung nach Auschwitz in der Einwanderungsgesellschaft: eine rassismuskritische Diskursanalyse - und - die Publikation Benedikt Widmaier / Gert Steffens ( Hrsg. 2015 ): Politische Bildung nach Auschwitz:Erinnerungsarbeit und Erinnerungskultur heute. -
1971 übernimmt die Oberstudienrätin Dietlind Schmidt-Clever, den Vorstand der Frankfurter Gesellschaft. Authentisch wirbt sie für die Verständigung zwischen Jüdinnen und Juden in der Stadtgesellschaft, mit VHS Kursen. Besuchen in Altenclubs, hält sie Vorträge über die deutsch - jüdische Geschichte und jüdische Kultur. In Kirchengemeinden schob sie den christlich-jüdisch theologischen Dialog an. Auf ihre Initiative hin bezogen christliche Kirchen das Gedenken an die Reichspogromnacht, in ihren Gottesdiensten mit ein.
Im urbanen Frankfurt am Main hat sich vieles grundlegend verändert und mit ihr die Bevölkerung. Die Aufgaben der Gesellschaft hat heute viele starke Kooperationspartner im Dialog; dass dies keine Konkurrenz sondern Partnerschaft bedeutet , sehen Sie am Programm zur Woche der Brüderlichkeit 2017.
Für den Vorstand:
Petra Kunik